Horst Thürheimer

2007 bis 2009 entstand in Regensburg-Burgweinting ein neues Gemeindezentrum mit zentral integrierter Kirche. Die Prinzipalstücke sind in einer Längsachse angeordnet. Dramaturgischer End- und Höhepunkt der liturgischen Achse ist ein monumentales, an der Wand hinter dem Altar angebrachtes Gemälde des Künstlers Horst Thürheimer.

„Magdalena“
Mischtechnik, 2009
Leihgabe der landeskirchlichen Kunstsammlung

Das Gemälde entstand 2009, im Jahr der Einweihung der Maria-Magdalena-Kirche, als Auftragsarbeit zum Namen des Neubaus. Unter drei vorgeschlagenen Künstlern wählte die Kirchengemeinde den Münchner Maler und Grafiker Horst Thürheimer aus. Das Gemälde wurde aus landeskirchlichen Mitteln finanziert und ist Bestandteil der Kunstsammlung. Es befindet sich als Dauerleihgabe in der Kirchengemeinde. Einen Künstlerwettbewerb gab es in diesem Fall nicht. Das Thema war vorgegeben, aber Thürheimer musste keinen Entwurf vorlegen und konnte das Bild in großer Freiheit erschaffen. Dies setzt ein gewisses Vertrauen voraus. Die Gemeinde war offen für diesen Prozess – und erhielt ein Kunstwerk, das den Ort, für den es entstand, markant und doch feinfühlig prägt. Ein Werk, das den Raum in eine andere Sphäre zu öffnen scheint.

Auf drei übereinander angeordneten Holzplatten ist mit einer Mischtechnik aus Ölkreide und Farbe bearbeitetes Büttenpapier aufgezogen. Die Farbpalette ist gedeckt, das Papier teilweise angesengt. Manche Partien sind kräftiger gemalt, andere durchscheinend. Brandspuren finden sich ebenso wie das Motiv des Überdeckens und Öffnens von Strukturen immer wieder in Thürheimers Werk. Bei diesem Gemälde verbinden von oben herablaufende Farbspuren verschiedene Ebenen der Darstellung, die auf den ersten Blick ganz abstrakt erscheint. Lässt man sich darauf ein, schält sich im oberen Bereich aus dem diffusen Farbnebel eine Silhouette heraus, vielleicht Bäume, ein Wald, eine Landschaft. Davor ein quer liegendes Element: ein Sarkophag, der Deckel geöffnet? Unten, wie ein schwarzer Keil, eine Figur, wohl Maria Magdalena. Zwei weitere folgen ihr. Ostermorgen: Drei trauernde Frauen haben sich auf den Weg zum Grab Christi gemacht, um den Leichnam zu salben. Starr vor Trauer. Ins Dunkel gehüllt. Doch das Grab ist leer. Der Horizont glüht. Und rechts, da ist Licht. Ein flimmernder Nebel. Weiß. Hell. Hoffnung verheißend.

Mischtechnik, Papier, auf Holzplatten aufgezogen
H. 400 cm, B. 250 cm

Regensburg-Burgweinting, Maria-Magdalena-Kirche
Leihgabe der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Kunstsammlung