Ein Jahr lang – 2013 – hat Lydia Daher sich jede Woche eine Zeitung gekauft und aus deren Wörtern und Bildern Collagen gebaut. 143 sind es geworden. Als Textgrundlage nahm sie stets die Literaturkritik des Feuilletons.
Für die meisten Collagen schnitt oder riss sie einzelne, manchmal auch mehrere Wörter heraus und klebte sie zu neuen Texten zusammen. Manchmal sind es aber auch gezielt gesetzte Streichungen, die einer im Ganzen belassenen Zeitungspassage einen völlig neuen Sinn geben. Das Bildmaterial, das sie für eine Collage verwendet, stammt immer aus derselben Zeitung wie die entsprechend verarbeitete Literaturkritik. Etwas anderes hat Lydia Daher nicht hinzugefügt. Keine eigenen Worte. Keine anderen Bilder. Das ist das Grundprinzip ihrer Collagen. Mit einem großen Gespür für Komposition bettet Lydia Daher ihre derart entstandenen ebenso fein- wie hintersinnigen Gedichte in die eigentümliche Bildästhetik des Offsetdrucks. Jede ihrer Wort-Bild-Collagen ist ein eigenständiges Werk. Dabei hat Lydia Daher zuvor nie als bildende Künstlerin gearbeitet. Die gebürtige Berlinerin, die einige Zeit in Augsburg lebte, ist Lyrikerin, Musikerin, Performerin und Produzentin. Sie hat bereits mehrere Gedichtbände und Musik-Alben veröffentlicht, veranstaltet Lesungen und Konzerte und arbeitet interdisziplinär mit Kollegen im In- und Ausland zusammen. Am Katalog der Triennale Schweinfurt für zeitgenössische Kunst III „Gott und die Welt“ 2015-2016 arbeitete Lydia Daher als Lyrikerin mit dem Kurator der Ausstellung, dem Kunstreferenten Helmut Braun, zusammen. Eine solche Kooperation entspricht ganz der aktuellen Kunstkonzeption, umfasst das Kunstschaffen in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern doch über die bildenden Künste hinaus auch Sprache, Poesie, Theater, Musik. Nicht auf das Medium kommt es an – auf den Inhalt.
Zeitungsausschnitte, auf Papier geklebt
Je ca. H. 21 cm, B. 14,8 cm