München, St. Markus

Die Markuskirche wurde 1877 erbaut und im Zweiten Weltkrieg stark zerstört. Ein interpretierender Wiederaufbau prägte den Raum bis zur letzten Umgestaltung 2010, die den Aufbruch der Gemeinde im Sinne einer progressiven Fortentwicklung widerspiegelt. Der Münchner Künstler Benjamin Bergmann gestaltete Altar, Taufstein und Ambo der in unmittelbarer Nachbarschaft der Pinakotheken gelegenen Stadtkirche in einer ungewöhnlichen Materialität.

2010
Prinzipalia
Benjamin Bergmann

Mit der Umgestaltung 2010 hatte die Gemeinde St. Markus ihr Profil als Kirche in der Stadt neu zu bestimmen. Die demographische Verschiebung vom einstigen Wohnviertel zum Banken-, Kultur-, Universitäts-, Regierungs- und Verwaltungsviertel barg auch Chancen, die angestiegene Bedeutung der Markuskirche als Ort anspruchsvoller Kirchenmusik, als evangelische Universitätskirche, als Dekanatssitz und schließlich ihre Lage als Teil des wachsenden Museumsareals zu nutzen.

Den Mittelpunkt der neuen Innengestaltung, bei der unter anderem ein Altarpodest der Gemeinde entgegen ins Langhaus vorgerückt wurde, nehmen die Prinzipalstücke des Münchner Künstlers Benjamin Bergmann ein, die aus einem eingeladenen Wettbewerb hervorgingen. Sie überzeugen in ihren Proportionen im Raum und in der Positionierung zueinander. Zunächst nimmt man die Objekte in ihrer Schlichtheit und in einem unaufdringlichen Grau wahr. Dass sie von innen illuminiert sind, irritiert und lädt zur näheren Betrachtung ein. Erst in unmittelbarer Nähe der Prinzipalia, vor allem wenn man das Material Aluminium in seiner kühlen metallenen Haptik entdeckt, ist man überrascht. Als Sandgussabdruck von einfachen Holzbrettern verbindet das Aluminium in seiner Massivität bei gleichzeitiger Lichtdurchlässigkeit zwischen den einzelnen Elementen ein selbstbewusstes Bekenntnis zur geschlossenen, blockhaften Form mit einer kaum zu erwartenden Leichtigkeit. Die besondere Qualität des Entwurfs ist ein gesellschaftlich kritischer Bezug – mit einfachsten industriellen Materialien wird ein kirchlicher Würdeort gestaltet. Das Spiel mit Realitäten, die Verwischung der Grenzen und Verschiebung der Ebenen (von Holz zu Metall) unterstreicht den transitorischen Charakter der Arbeit in Verbindung mit der Lichtwirkung. Spiritualität vermittelt sich subtil, wird jedoch auch immer wieder unterlaufen und leise ironisiert. Benjamin Bergmann spielt in seinem Werk gerne mit Verschleierung, Täuschung und Illusion.

Aluminiumsandguss, Beleuchtung
Altar: H. 97 cm, B. 200 cm, T. 125 cm; Taufstein: H. 97 cm, B. 90 cm, T. 90 cm; Ambo: H. 149 cm, B. 60 cm, T. 44 cm