„Markgrafenkirchen erschließen“

Als „Markgrafenkirchen“ bezeichnet man heute Kirchenbauten, die unter der Regie oder unter dem Einfluss des markgräflichen Hofes im 17. und 18. Jahrhundert nach bestimmten Prinzipien errichtet und ausgestattet wurden. Beteiligt waren damals Künstler der Region, überwiegend Hofkünstler. Insgesamt 95 Kirchen der früheren Markgrafschaft Bayreuth-Brandenburg wurden zwischen 2018 und 2021 wissenschaftlich inventarisiert und erforscht.

Inventarisation als Projektmaßnahme
Kirchenkreis Bayreuth
2018-2021

„Erschließung der Markgrafenkirchen im Kirchenkreis Bayreuth“, so hieß das Projekt des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Bayreuth, das ein vom Verein Markgrafenkirchen e.V. getragenes LEADER-Projekt der Europäischen Union umfasst. Dabei bildete die wissenschaftliche Inventarisation der Kirchen eine wichtige Grundlage für die weitere Beschäftigung mit diesem in seinem Wert bislang weitgehend unerschlossenen Schatz. Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker waren damit beschäftigt, 95 Markgrafenkirchen unter der Regie des landeskirchlichen Kunstreferats zu erfassen. In einer wissenschaftlichen Bestandsaufnahme wurden die Prinzipalstücke (Altar, Kanzel, Taufstein) und alle anderen Kunstwerke innerhalb und außerhalb des Kirchenraums dokumentiert, fotografiert und vermessen, darunter auch kultur- und handwerksgeschichtlich bedeutende Objekte wie die Abendmahls- und Taufgeräte. Ziel der Maßnahme war die Erstellung eines Inventars, das einen fundierten Überblick bietet über kunst- und kulturhistorische, aber auch denkmalpflegerische Aspekte. Ein besonderes Augenmerk lag auf dem Erhaltungszustand der Objekte, um bei Bedarf fachgerechte Restaurierungen empfehlen und vermitteln zu können. Auch Hinweise auf notwendige Sicherungsmaßnahmen für eine schon bestehende oder geplante Öffnung der Kirchen wurden gegeben. Durch die Inventarisation wurde ein erster Schritt getan, um die Markgrafenkirchen und ihre Kunstwerke stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken und damit ihrem Wert als Gesamtkunstwerk von teils europäischem Rang wieder gerecht zu werden.

Vom 24. bis 26. Juni 2021 fand unter dem Titel „Die ‚Markgrafenkirchen‘ in Kulmbach/Bayreuth im europäischen Kontext. Interdisziplinäre Perspektiven und Fragestellungen“ ein wissenschaftliches Symposium mit zahlreichen Referentinnen und Referenten aus verschiedenen Fachgebieten statt (digital und in Bayreuth). Auch das Inventarisierungsteam hielt einen Vortrag, in dem die Ergebnisse des Projekts vorgestellt wurden. Die Symposiumsbeiträge wurden 2022 veröffentlicht. Die 560 Seiten starke Publikation kann gegen eine Spende über den Markgrafenverein e.V. bezogen werden.