Bad Abbach, Kreuzkirche

Aus der Kombination zweier Materialen schuf der junge Bildhauer Thomas Breitenfeld für die Kreuzkirche in Bad Abbach ein Ensemble aus Altar, Ambo, Taufstein und Osterleuchter sowie ein großes, an der Wand hinter dem Altar angebrachtes Kreuz.

 

2020
Prinzipalia und Wandkreuz
Thomas Breitenfeld

Thomas Breitenfeld gewann im April 2018 den Wettbewerb zur Neugestaltung des liturgischen Bereichs der Kreuzkirche in Bad Abbach, den die Kirchengemeinde in Kooperation mit dem landeskirchlichen Kunstreferat ausgelobt hat. Breitenfeld hatte nach seiner handwerklichen Ausbildung – erst zum Glockengießer, dann zum Holzbildhauer – bis 2017 an der Akademie der Bildenden Künste München studiert. Seine Kenntnis im Umgang mit den Materialien Holz und Metall zeigt sich in den Prinzipalstücken für Bad Abbach auf besondere Weise: Er wählte geöltes Eichenholz und matt-gebürstetes Messing, das er bei Altar, Ambo und Taufstein abwechselnd übereinander schichtete. Der obere Abschluss – von Mensa, Lesepult und Taufschale – ist jeweils aus Messing gestaltet. Breitenfelds Grundgedanke war, dass die Prinzipalia aus ein und demselben Stück Holz entstehen – aus einem mächtigen Eichenblock, dessen lebendige Wachstumsspuren am fertigen Objekt durch die Maserung sichtbar bleiben sollten. Der Block wurde zum einen horizontal in einzelne Schichten zerlegt, zum anderen hat Breitenfeld zwei sich nach unten verjüngende Segmente herausgearbeitet, die zu eigenständigen Elementen wurden: zu Ambo und Taufstein. So stellen Altar, Ambo und Taufstein eine Einheit dar – formal wie auch durch den Herstellungsprozess. Die sich nach unten verjüngende Form ist konträr zum Spitzdach der Kirche gedacht. Die Schichtung von Holz und Messing nimmt die Lattenstruktur der Holzvertäfelung auf, die das Kircheninnere prägt. Das hohe, schmale Kreuz setzte Thomas Breitenfeld bewusst seitlich versetzt an die Rückwand des Raumes. Die neuen Paramente haben ihren Platz rechts davon an der Wand unter der Holzverschalung. Sylvia Wiechmann aus München schuf sie als dreiteilige Wandbilder, die sich mit ihren schlichten Dreieckmotiven harmonisch in den klaren und hellen Kirchenraum einpassen.

Die von Architekt Theodor Henzler geplante Kreuzkirche in Bad Abbach bei Regensburg war 1972 eingeweiht worden. Der schlichte, zweigeschossige Baukörper mit Satteldach war auf einem Hanggrundstück am Ortsrand errichtet worden. Im Hanggeschoss wurden die Gemeinderäume untergebracht, im Erdgeschoss der Sakralraum. Nach gut 50-jähriger Nutzung war die Kirche in einem sanierungsbedürftigen Zustand. Im Rahmen der anstehenden Baumaßnahmen sollten auch funktionale Mängel wie die ungenügende Belichtung des Hanggeschosses, die ungünstige interne Erschließung und die fehlende Barrierefreiheit beseitigt werden. Die Gemeinderäume erhielten einen separaten, ebenerdigen Zugang, der in das offene, helle Foyer führt. Von dort gelangt man in die Gruppenräume. Diese sind zur Straße hin angeordnet und erhielten größere, durch breite Rahmen akzentuierte Fenster. Vom Eingangsbereich aus ist die interne Treppe sowie der Aufzug ins Erdgeschoss zu erreichen. Der Haupteingang der Kreuzkirche befindet sich im Erdgeschoss. Vom Straßenniveau aus ist er über eine große Freitreppe zugänglich. Über den niedrigen, unter der Orgelempore angeordneten Windfang gelangt man in den hohen und lichten Kirchenraum. Auf einem umlaufenden, weiß verputzen Sockel erhebt sich das zeltartige Dach. Der schlichte Raumeindruck entsteht durch den Verzicht auf sichtbar angeordnete Konstruktionselemente. Diese sind lediglich durch die feine Gliederung der hell lasierten Dachflächen spürbar. Die wohlproportionierten Fenster- beziehungsweise Türöffnungen reichen vom Boden bis zum Dach und teilen die Längswände in einzelne Segmente, wodurch der Raum rhythmisiert wird. Unterstützt wird die klare, geometrische Formensprache durch die reduzierte Materialwahl: Holz an der Decke, Putz an den Wänden und Naturstein auf dem Boden. Bei der Neugestaltung des Gebäudes hat das Architekturbüro Feil die ursprünglichen Gestaltungsgrundsätze von Theodor Henzler aufgegriffen, neu interpretiert und in ein zeitgemäßes Erscheinungsbild überführt.