Unternzenn, St. Maria

Der Kunstwettbewerb für die evangelisch-lutherische Kirche St. Maria im mittelfränkischen Unternzenn war in mehrfacher Hinsicht etwas Besonderes – vom Beweggrund, der zum Wettbewerb führte, über das Engagement der eindrucksvoll einmütigen Kirchengemeinde bis hin zum Ergebnis: ein zeitgenössisches Gemälde für einen altehrwürdigen Altar.

 

2018
Altarbild „Auferstehung“
Gerhard Mayer

Es kommt nicht allzu häufig vor, dass ein Wettbewerb für ein neues Altarbild durchgeführt wird. Meist sind es die Prinzipalstücke, die im Zuge einer baulichen Sanierungsmaßnahme erneuert werden. Im Fall von Unternzenn lag die Sache anders: Bei einem Feuer am Ostersonntag 2008 wurde die Kirche schwer beschädigt. Nach der Sanierung des Gebäudes traf die Kirchengemeinde für den barocken Altar die durchaus mutige Entscheidung, ein neues, zeitgenössisches Altarbild einzusetzen, und zwar zum Themenkreis „Auferstehung, Freude, Lebensfreude, Licht“. Zu einem Künstlerwettbewerb waren drei Maler eingeladen, der Entwurf Gerhard Mayers gewann. Der in Nürnberg lebende Künstler – Kunstpreisträger des Jahres 2011 – griff dabei auf die seit Jahrhunderten tradierte Bildsprache des Sujets der „Auferstehung“ zurück. Als Vorlagen verwendete er drei Auferstehungsbilder des niederländischen Malers Dierik Bouts (um 1410-1475). Er fügte in seinem Gemälde verschiedene Bildelemente dieser drei Werke zusammen und komponiert so ein neues, eigenständiges Bild. Als Technik wendete der Künstler eine spezielle, von ihm entwickelte Schablonenmalerei an, die sein gesamtes Werk kennzeichnet. In der Farbigkeit setzte der Künstler bewusst auf den Kontrast zwischen tradierten Farben wie dem Rot des Mantels Christi und sehr modernen Farben wie dem Grün im Gewand des Wächters mit Turban.

Entscheidend ist für Gerhard Mayer das Spiel der Bildwirkung aus Nähe und Ferne, das Verhältnis von Motiv und Auflösung. Aufgrund der Ikonographie und des klassischen Bildaufbaus mutet das Gemälde aus der Ferne wie ein historisches Auferstehungsbild an. Von Nahem betrachtet erkennt man, dass es sich um ein modernes, beinahe abstraktes Werk handelt. In dieser Spannung – zwischen Werk und Betrachter, zwischen alt und neu, nah und fern, konkret und aufgelöst – liegt die besondere Qualität des Bildes. Die Wirkung des Gemäldes verändert sich je nach Standort – nichts ist, wie es auf den ersten Blick scheint.

Öl auf Aluminium
H. 122,1 cm, B. 95,8 cm