Coburg, St. Moriz

Die Morizkirche zeigt sich nach ihrer Sanierung 2016 in einer schönen atmosphärischen Helligkeit und räumlichen Klarheit. Der Münchner Bildhauer Werner Mally erhielt den Auftrag für den Entwurf von Altar, Ambo und Kreuz nach einem Künstlerauswahlverfahren. Das dem Altar zugrundeliegende formale Konzept der Vermittlung zwischen der Asymmetrie von Chor und Langhaus kommt durch seine modulare Gestalt nachvollziehbar zum Ausdruck.

 

2016
Altar, Ambo, Standkreuz
Werner Mally

Die Module des Altars können in sich verschoben werden, sodass der Altar in seiner Achse alternierend mehr dem Chorraum oder dem Langhaus zugeordnet werden kann. Die Nutzung des Altars erfordert die Disziplin der Nutzer, birgt jedoch große Chancen als Ausdruck lebendiger Liturgie. Die Gemeinde hat auf Anregung des Künstlers eine „Liturgieordnung“ des Altars entwickelt. Dabei geht es um die Erstellung eines Grundrasters von Modulstellungen im Rahmen des Jahresfestkreises, aber auch im Hinblick auf unterschiedliche thematische Veranstaltungen. Der Ambo bleibt im gleichen künstlerischen Duktus und fügt sich formal gut in den Raum ein.

Werner Mally – Kunstpreisträger der bayerischen Landeskirche 1999 – spielt in vielen seiner Werke mit dem Licht. Licht und Schatten, der wandernde Sonnenstand, der wechselnde Standort des Betrachters führen zu immer neuen Eindrücken und damit zu immer neuen Betrachtungsweisen und Deutungen. Viele seiner Skulpturen, viele der von ihm gestalteten Altäre, Ambos, auch Stühle oder Gestühl sind blockhaft, oft auch roh und rau bearbeitet und benötigen einerseits das Licht für eine differenzierte Wirkung, bringen andererseits das einfallende Licht erst richtig zur Geltung. Auch das für Coburg geschaffene Standkreuz lebt vom Licht. Es besteht aus einem quadratischen Fuß aus Aluminium, einer vierkantigen Holzstange und einem gleichschenkligen Kreuz aus Licht reflektierendem Messing. Die eigentliche Kreuzform befindet sich nicht in der Fläche, sondern ist seitlich nach hinten verschoben. Andererseits wird die eigentliche Kreuzform durch die unterschiedliche Oberflächenbehandlung der gleich breiten Messingbänder hervorgehoben. Während sie auf den Außenseiten von Guss und Bearbeitung rau und patiniert sind, spiegeln die Innenseiten golden glänzend das Licht und umschließen so das offene, nach innen strahlende Kreuz. Seine sphärische Ausformung fordert zum Herantreten auf – die Perspektiven und Blickwinkel sowie der Durchblick ändern sich je nach Standort. Der von Werner Mally ausgewählte Standort des Kreuzes auf der Schwelle zum Chorraum entspricht einer durchdachten Setzung im Zusammenspiel mit dem Altar, dem historischen Taufstein in der Mitte des Chores mit dem neu von Mally geschaffenen Osterleuchter und dem historischen Kruzifix an der südlichen Chorwand. An diesem Ort wirkt das Kreuz aufgrund seiner Durchlässigkeit wie eine verbindende Schleuse zwischen Chor und Langhaus.