Nicole Ahland

Raum, Zeit, Licht. Das sind die Faktoren, die die Fotografien der 1970 in Trier geborenen Künstlerin Nicole Ahland bestimmen. Immer ist es ein Innenraum. Menschen sind darin nicht zu sehen. Aber man kann sie spüren. Denn es sind gebaute Räume: Flure, Hallen, Kammern.

„Space #13“
Fotoarbeit, 2014

Nicole Ahland nimmt sich stets viel Zeit, um den ausgewählten Ort zu erkunden. Sie beobachtet, wie das Licht sich im Laufe eines Tages durch den Raum bewegt, wie es ihn verändert und belebt. Ihre Fotografien entstehen ausschließlich mit Tageslicht. Zeit gibt sie auch dem Entstehungsprozess eines Bildes im analogen Verfahren, vom Betätigen des Auslösers bis zur Entwicklung der Fotografie, die erst entscheidet, ob eine Arbeit gelungen ist oder verworfen wird. Mit Polaroids fängt die Künstlerin Stimmungen ein und lotet Standorte aus – wie ein Maler im Skizzenbuch. Auf manchen Bildern zeigt Nicole Ahland Räume konkret gegenständlich, auf anderen ist kaum mehr auszumachen, dass es sich überhaupt um einen Raum handelt. So auch bei der Arbeit, die erst kürzlich in die landeskirchliche Kunstsammlung gelangte. Die Fotografie von 2014 gehört zur Werkserie „Space“, die Ahland im Jahr zuvor begonnen hatte. Das untere Drittel ist glatt und schwarz, nur rechts ist der schwache Widerschein eines Lichtflecks zu sehen. Die übrige Fläche, in tiefdunklem bis hellerem Grau, wird von einer Art Lichterscheinung erfüllt. Von drei leuchtend hellen, senkrechten Streifen breitet sich ein diffuses Schimmern aus. Der Ausgangspunkt der Fotografie, der reale Innenraum, ist als solcher nicht mehr erkennbar. Vielmehr scheint es, als würde man ein Spiel aus Licht, Himmel und Wolken am Horizont erblicken. Nicole Ahland hat den Raum aufgelöst, durch bewusste Unschärfen und Überblendungen. Aus etwas Alltäglichem ist auf diese Weise etwas Neues entstanden: kein Ort mehr – eine Atmosphäre tiefer Stille und Transzendenz, in die man sich versenken kann.

Nicole Ahlands Arbeiten sind vielfach ausgezeichnet und ausgestellt worden, auch in Ausstellungen, bei denen eine Kooperation mit dem landeskirchlichen Kunstreferat bestand. Zum Beispiel 2014 bei „Nicole Ahland. Licht | Raum“ in der Galerie der DG (Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst) in München. Anlass war die Verleihung des Gebhard Fugel Preises der DG an die Fotokünstlerin. Ebenso bei der ab 2015 tourenden Wanderausstellung „Luther reicht nicht. Künstlerische Impulse zur ständigen Reform“, einem ökumenischen Projekt des Arbeitskreises Kirche und Kunst Unterfranken, der evangelischen Landeskirche und des Kunstreferats der Diözese Würzburg. Dabei regte die temporäre Ausstellung das Kirchengemeindeamt Würzburg zum Ankauf der Arbeit „Space #13“ an, die sich seither in der landeskirchlichen Kunstsammlung in München befindet.

Fotografie, chromogener Abzug auf Dibond
H. 124 cm, B. 124 cm